„Krieg – stell dir vor, er wäre hier“ v. Janne Teller

Workshop zur Vorbereitung eines Werkstattabends an der IGS-Grünstadt im Februar 2016

Im Sommer 2015 verließen Hunderttausende, vorwiegend syrische Flüchtlinge, ihre Heimat und versuchten, in Europa Aufnahme zu finden. Dieser aktuelle Bezug und die Tatsache, dass zwei Jugendliche mit Migrationshintergrund und ohne Deutschkenntnisse den 9. Jahrgang des Wahlpflicht-faches Kulturelle Bildung besuchen, ließen den Entschluss reifen, sich mit Hilfe des Essays von Janne Teller dieses aktuellen Themas zu nähern.

Unter fachkundiger Anleitung der Theaterpädagogin Frau Dr. Walburg Schwenke aus Mainz wurden in einem eintägigen Workshop in vorwiegend choreografischen Übungen Stimmbildung sowie die Techniken Domino,  Standbilder und chorisches Sprechen trainiert, die in  der nachfolgenden Inszenierung Anwendung finden und das Zusammengehörigkeits-gefühl der Gruppe stärken sollten.

Im zweiten Teil des Workshops setzten die Schüler/innen mit Hilfe der vormittags eingeübten Techniken  Texte um, die auf Ideen des Essays basierten.  

Ermöglicht wurde der Workshop durch die Aktion KidS (Künstler in die Schulen), die der „Landesverband Theater in Schulen“ (LV.TS) organisiert und  von der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur finanziert wird. 

Die 19 Schüler/innen und ihre Lehrerin Brigitte Lorz bedanken sich herzlich für die Unterstützung.

Fotos : Brigitte Lorz, 2016 © - Kurs KuBi 9 der IGS-Grünstadt im SJ 2015/16
Text: Brigitte Lorz                     09.02.2017

Plakatzoom
 
 

"Joe White und die Sieben" - 10. Jahrgang - 06/2016

Thema erfrischend auf den Kopf gestellt

Zehntklässler der IGS zeigen selbst entwickeltes Stück

Von Anja Benndorf

Der Schneewittchen trifft auf Zwerginnen, der rote Apfel wirkt wie ein Liebestrank – bei der Aufführung des Märchens der Gebrüder Grimm in der Aula der Integrierten Gesamtschule Grünstadt ist nichts klassisch, sondern alles modern und irgendwie verkehrt herum. Die elf Zehntklässler des Wahlpflichtfaches „Kulturelle Bildung“ haben bei ihrer Satire „Joe White und die Sieben“ vieles erfrischend auf den Kopf gestellt. Am Mittwoch war Premiere.
Klaviermusik. Ein junger Mann (Niklas Wingenter) dringt in ein Haus ein und bringt alles durcheinander: Zerbricht eine CD-Hülle, zerknautscht die Blumen in der Vase, leert eine Pizzaschachtel. Das bleibt von den Bewohnerinnen – eine siebenköpfige Frauen-WG – nicht unentdeckt: „Wer hat meine CD in den Papierkorb geworfen?“, fragt Antonia (Andrea Matthisseck). „Wer hat meine Pizza gegessen?“, will Jacqueline (Gülsüm Doymaz) wissen. Sarah (Eliza Sander) schaut verwundert auf ihr Schachbrett: „Wer war an meinem Spiel?“Elsa (Julia Pontasch) fallen schmutzige Schuhabdrücke auf und sie beginnt sofort damit, den Boden zu wischen. Schließlich verrät ein lautes Schnarchen den Verursacher, der sich hinter dem Sofa schlafen gelegt hat. Er stellt sich den überraschten Mädchen als Schriftsteller Joe White vor. In der Wohnung seiner Tante Olga habe er seinen Bestseller vollenden wollen, doch offensichtlich sei das Domizil vermietet worden. Die Frauen gewähren ihm Unterschlupf – unter verschiedenen Bedingungen. Joe fügt sich.

Für die Geschichte gibt es kein Textbuch, außer den kleinen Sequenzen mit dem Schneewittchen-Wiedererkennungswert. Sie ist frei erfunden, nicht von einem berühmten Autor, sondern von den Schülern selbst. Beflügelt durch den Erfolg ihrer ersten Produktion „Ikarus“ im vergangenen Jahr habe die Theatergruppe nach neuen Themen gesucht, sich die Frage gestellt, was normal ist und die Geschlechterrollen analysiert, erzählt die Kursleiterin Claudia Hilsenbeck-Lay. „Sie haben in Mini-Szenen mit verschiedenen Genres experimentiert“, berichtet sie. Wunsch ihrer Schützlinge sei es gewesen, etwas Heiteres auf die Bühne zu bringen. Sarina Huck, die Lena darstellt, erklärt, dass die Grundidee zu dem Stück in einer Stunde geboren worden sei. Insgesamt waren die Jugendlichen aber fast ein ganzes Jahr mit ihrer Satire beschäftigt. „Eine der Herausforderungen bestand darin, die sprudelnde Ideenflut in die gewählte Form zu bringen“, so Hilsenbeck-Lay.

Die eigentlichen Proben begannen im Januar. Was letztendlich dargeboten wird, ist jedoch nicht penibel einstudiert worden, ein Souffleur wird nicht benötigt. Alles sei improvisiert, erläutert die Lehrerin. Als Klassenarbeiten haben ihre Schüler Charaktere erschaffen. „Meiner ist ziemlich konträr zu meinen echten Eigenschaften“, sagt Julia. Die Ergebnisse werden als Videoclips für die Vermittlungsplattform Loveship.de präsentiert. Die eingebildet und etwas überdreht wirkende Amy Lee (Lara Rankel) gibt sich als 28-jährige Fitnessstudio-Betreiberin aus. Der Mann, den sie sucht, „muss supertoll aussehen“. Mary (Jessica Watz), die ein Blümchen im Haar trägt, sagt dagegen, ihr Traumpartner sollte vor allem umweltbewusst, sozial und nett sein. Vor der Kamera beschreibt sie sich ganz aufgeregt als liebe und treue Veganerin und selbstständige Floristin.

Die Rollen werden durchaus authentisch und mit Herzblut verkörpert, auch wenn die Ausführung hier und da nicht ganz sauber ist. Für besonderen Schwung und Wandlungen in dem Stück sorgt Ellen Gander. Mit lila Federboa, Strohhut und gekrümmt am Stock kommt sie einerseits als Tante Olga daher, die Joe vor den anderen als „Karlchen“ entlarvt. Köstliches i-Tüpfelchen: Ihr sächselnder Kofferträger Schnäuzelchen (Jakob Kummermehr, der auch für die Klaviermusik verantwortlich zeichnet). Gander mimt aber auch die böse Nachbarin, die sich an Joe heranmacht. Als die Bühne in Rotlicht getaucht ist, werden die beiden von den ewig Pizza essenden und auf Smartphones tippenden sieben Zwerginnen erwischt. Er schwärmt von „Lippen, so rot wie Blut, Haut, so weiß wie Schnee und Haar, so schwarz wie Ebenholz.“ Daraufhin hängt der Haussegen schief und Joe muss sich etwas einfallen lassen.

Quelle
Ausgabe     Die Rheinpfalz - Unterhaardter Rundschau - Nr. 127
Datum     Freitag, den 3. Juni 2016
Seite     12

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